Jean Améry (1912-1978)
geboren als Hanns Mayer am 31. Oktober 1912 in Wien, Studium der Philosophie und Literaturwissenschaften in Wien
Herausgeber der Zeitschrift "Die Brücke" (vier Hefte erscheinen)
Weil er Jude war, emigrierte er 1938 nach Belgien. Nach der Besetzung Belgiens wurde er 1940 verhaftet und in das Lager Gurs deportiert. 1941 floh er aus diesem Lager. Dann arbeitete er in einer kommunistischen Widerstandsgruppe. Wegen antinazistischer Propaganda wurde er am 23. Juli 1943 von der Gestapo verhaftet und im Festungslager Breendonk gefoltert. Mitte Januar 1944 kam er nach Auschwitz, 13 Monate später in das unterirdische Arbeitslager Mittelbau-Dora nach Thüringen, wo die V 2 -Raketen zusammengebaut wurden, und Anfang April 1945 nach Bergen-Belsen, wo er zwei Wochen später befreit wurde. Insgesamt hatte er 642 Tage in deutschen Lagern verbracht.
"Hier habe ich den ganzen Komplex, den ich vergrub in den letzten mir noch erreichbaren Tiefen meiner Existenz. Dort waren wohl die Flammen nicht sichtbar: nur schwärzlicher Rauch drang aus den Kaminen und grub die Gräber in den Himmel, ich komme nicht los von den Wortstauungen, die mir die Wirklichkeit verstellen ... das Überstehen war ein Widersinn." (Jean Améry)
Nach dem Krieg lebte er in Brüssel und arbeitete er als Journalist und Schriftsteller. 1955 machte er aus seinem Namen "Mayer" das Anagramm "Amery" und wählte sich einen französischen Vornamen.
1978 Freitod in Salzburg. Zwei Jahre vorher war sein Buch "Hand an sich legen" erschienen.
Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.

 Werke (Auswahl):
1935: Die Schiffbrüchigen
1963: Gerhart Hauptmann. Der ewige Deutsche
1968: Über das Altern. Revolte und Resignation
1969: Über die Tugend der Urbanität
1971: Widersprüche
1971: Unmeisterliche Wanderjahre
1974: Ideologie und Motivation
1974: Lefeu oder der Abbruch (Essays)
1976: Hand an sich legen. Diskurs über den Freitod
1978: Charles Bovary. Landarzt. Portrait eines einfachen Mannes