"Das Dunkelste und darum Tiefste der menschlichen Natur ist die Sehnsucht, gleichsam die innere Schwerkraft des Gemüths, daher in ihrer tiefsten Erscheinung Schwermuth. Hierdurch besonders ist die Sympathie der Menschen mit der Natur vermittelt. Auch das Tiefste der Natur ist Schwermuth; auch sie trauert um ein verlorenes Gut, und auch allem Leben hängt eine unzerstörliche Melancholie an, weil es etwas von sich Unabhängiges unter sich hat."
F. W. J. Schelling, Stuttgarter Privatvorlesung
in: Ausgewählte Schriften Band 4, 77f.

Melancholie ist die Vertiefung der Sehnsucht. Sie ist Ausdruck eines Verlusts. Verloren ist der Ursprung. Die Schwermut verbindet den Menschen mit der Natur, deren Sprachlosigkeit Verkörperung ihrer Trauer ist. Pflanzen und Tiere können nicht sprechen, um ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. Der Mensch hat die Aufgabe, dem Schmerz der Natur seine Stimme zu geben.



Schelling, F.W.J.: Ausgewählte Schriften (6 Bände). Frankfurt am Main: Suhrkamp (suhrkamp taschenbuch wissenschaft), 1985
ft), 1985